Apfelgerichte von herzhaft bis süß

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  So schmeckt Apfel einfach am besten! Ja wie eigentlich? Die Geister scheiden sich an der Frage, wie der Apfel wohl am besten schmeckt. Geschmäcker sind nunmal verschieden und das ist gut so. Vielleicht liegt darin auch der Grund, weshalb es so viele verschiedene Apfelgerichte gibt. Hunderte, Tausende von Apfelgerichten. Vermutlich noch weitaus mehr. Denn jeder Haushalt hat so sein Geheimrezept und damit auch ein eigenes Apfelgericht, das sich - wenn vielleicht auch nur in Nuancen - vom Originalrezept unterscheidet.  Auch Apfel ist nicht gleich Apfel Unterschiede liegen ja schon in den Apfelsorten an sich. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung schätzt, dass es auf der Welt rund 20.000 Apfelsorten gibt. Kein Mensch hat da schon alle durchprobiert. Wäre aber vielleicht mal ganz interessant. Jedenfalls schaffen es in Deutschland gerade einmal 20 Sorten regelmäßig in die Regale der Supermärkte. Und der gewerbliche Obstanbau hat auch nur 70 verschiedene Apfelarten kultiviert.

Streuobstwiese - Juwel für Biobauern


 Es gab Zeiten, da kannte man nichts anderes als Streuobstwiesen. Die durchgetaktete, normierte, regulierte Form des Obstanbaus ist eine Errungenschaft neuerer Tage. Auch sie hat ihre Vorteile - vor allem für uns Obstbauern selbst. Denn so wird die Ernte flächeneffizient, die kleinen Bäume sind komfortabel abzuernten, leicht zu pflegen und bieten einen hohen Ertrag. Doch Streuobstwiesen sind ein echtes Juwel. Gerade für den Natur- und Umweltschutz. Wir brauchen mehr von ihnen, damit stressgeplagte Menschen einen Erholungsraum haben, Insekten und Vögel sich frei und ungestört entfalten können und unserem Gewässer und dem Boden Gutes getan wird. Denn all das können Streuobstwiesen.

Streuobstwiesen werden immer knapper

Am Kendlerhof gibt es gleich zwei alte Streuobstwiesen. Die Apfelbäume darauf sind viele Jahrzehnte alt. Knorrig und vermoost ragen sie in die Höhe und tragen auf ihren erhabenen Armen jedes Jahr ihre Früchte in den Himmel. Schon zur Gründungszeit des Hofes zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden sie angelegt. Man hätte die Fläche schon vielfach anders nutzen. Und sicher wurde in jeder Generation zumindest einmal darüber diskutiert, ob man an ihnen festhalten möchte oder nicht. Ich gehöre zur jüngsten Generation. Und ich bin allen zuvor dankbar, dass sie sich immer für den Erhalt unserer Streuobstwiesen entschieden haben. Denn heute sind sie auch deshalb ein echtes Juwel, weil es nur noch so wenige von ihnen gibt. Gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschwanden immer mehr Streuobstwiesen von der Landschaftsfläche in Deutschland. Ihr Rückgang soll in diesem Zeitraum um die 70 Prozent betragen haben. Dabei sind sie so wichtig für unseren Lebensraum und für den Lebensraum von Tieren und Insekten.

Ein Zuhause für Vögel und Insekten

An die Stelle von wild verstreuten Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Zwetschgenbäumen traten entweder neue Ackerflächen, die zur Intensivnutzung ausgelegt waren, oder aber Infrastruktur wie Straßen oder städtische Bebauung. Der Vielfalt wurde ein Ende gesetzt. Die Natur wurde gegeißelt und unsere Umwelt damit wieder einmal geknechtet. Erst heute, wo wir wissen, dass es nicht immer danach gehen kann, was für uns Menschen am bequemsten und effektivsten ist, und wo Umwelt- und Naturschutz zum neuen Mantra unserer Zeit wurden, wünschen wir uns manchmal die "guten, alten" Zeiten zurück, in denen Obstbäume noch so wachsen durften wie sie wollten und umgeben waren von Tausenden von Insekten, die sie umschwirrten und bewohnten. Ein Glück, dass in Deutschland noch Streuobstwiesen übrig blieben. Sie sollen der Nährboden für rund 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten sein. Besonders Vögeln und Insekten bieten sie ein Zuhause.

Baumpatenschaften auf der Streuobstwiese

Wenn ich heute über die Streuobstwiesen unseres Bio-Hofes gehe, bin ich glücklich, dass es sie gibt. Nicht nur, weil ich dieses Surren und Schwirren ihrer Bewohner höre, den reinen Duft von Wiese, Bäumen und Obst rieche und ein Stückchen Agrargeschichte erlebe, das erhalten geblieben ist, sondern auch weil die Streuobstwiesen zum neuen Treffpunkt für Menschen geworden sind, denen Umwelt- und Naturschutz genauso wichtig ist wie mir. Als auf dem Kendlerhof vor ein paar Jahren die Idee zu unseren Baumpatenschaften entstand, haben wir nie damit gerechnet, dass wir so viele Menschen begeistern können. Denn schließlich ist die Patenschaft nicht nur mit Spaß und Erholung, sondern auch einer Menge Arbeit verbunden. Trotzdem gibt es heute eine lebendige Community, bestehend aus 48 Menschen, die sich regelmäßig rund um unseren Bio-Hof herum treffen, zusammen der Baum- und Wiesenpflege nachgehen, gemeinsame Projekte schmieden oder sich einfach nur austauschen. Schöner hätte es nicht kommen können!

Bio-Hof zum Anfassen und Erleben

Zwei bei drei Mal im Jahr müssen die Streuobstwiesen gemäht werden und ich staune immer wieder darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit unsere Patentanten und -onkel dabei vorgehen. Immer wird darauf geachtet, dass dies außerhalb der Brutzeiten von Vögeln geschieht, damit kein Lebewesen von Menschenhand gestört wird. Und als die Idee aufkam, die beiden Wiesen mit Haselnusssträuchern zu umranden und noch den einen oder anderen Nussbaum zu pflanzen, waren auch wir Bio-Bauern sofort überzeugt. So entstanden tolle Projekte, die uns alle näher zusammengebracht und aus unserem Kendlerhof einen Hof zum Anfassen und Erleben gemacht haben.

Nur noch Streuobstwiesen führen alte Obstsorten

Was unsere Paten mit dem Obst machen, das "ihr" Baum auf der Streuobstwiese abwirft, ist jedem selbst überlassen. Die meisten haben ihre Liebe zum Most entdeckt. Oder sind auf einen ganz anderen Geschmack gekommen. Denn die alten Apfelsorten und Birnensorten auf der Streuobstwiese sind heute in keinem Laden mehr zu finden. Noch nicht einmal in unserem Hofladen. Sie schmecken sehr viel intensiver und "kerniger". Und natürlich sieht ein ungedüngter, ungespritzter, unbehandelter Apfel von der Streuobstwiese manchmal auch nicht so hübsch aus wie ein schicker Bio-Apfel aus unserer liebevoll umsorgten Bio-Landwirtschaft. Das muss er auch gar nicht. Denn seine Aufgabe liegt ausschließlich darin, ganz er selbst zu sein. Dennoch schmeckt er köstlich - auch wenn es da mal Dellen oder dunkle Stellen auf Apfel, Birne oder Zwetschge gibt. Das Obst lässt sich dennoch hervorragend verarbeiten, beispielsweise in einem der vielen Apfelgerichte, die es gibt.

 


 

Von der Streuobstwiese ins Marmeladenglas

Hervorragend verarbeiten lässt sich das Obst der Streuobstwiese grundsätzlich in Marmeladen, Kompotts, Fruchtmusen oder Kuchen. Die Mitarbeiter des Kendlerhofes durften schon so manche Kreation kosten, die einfach unübertroffen war. Das hat uns wiederum zu eigenen Ideen inspiriert, die wir in unsere Produktlinie Keen on Green einfließen lassen konnten, beispielsweise in unser Rezept für Apfelmus. So ergibt sich ein toller Austausch in Sachen Umweltschutz und Liebe zu Land und Natur ebenso wie in kulinarischen Dingen. Denn gesunde Bio-Lebensmittel sind schließlich eine Passion unseres Bio-Hofes. Dabei hilft uns natürlich das Obst und Gemüse aus unserem kontrollierten Demeter-Anbau. Jeder Apfel, jede Birne, jede Zwetsche ist bei uns Bio, auch wenn sie nicht von der Streuobstwiese kam. Seit über 20 Jahren ist unser Hof bereits Demeter-zertifiziert und in der ökologischen Landwirtschaft engagiert. Es ist uns wichtig, einen Beitrag zu gesundem Essen und zum Erhalt unserer Umwelt zu leisten. Darin sehen wir uns in der Verantwortung.

Die Streuobstwiese: Ein Fleckchen naturbelassene Erde

Ein weiteres Highlight, das alljährlich auf unseren Streuobstwiesen stattfindet, ist der Baumschneide-Lehrgang. Mit dabei sind dann meist nicht nur unsere Baumpaten, die mittlerweile alle selbst Experten sind, sondern auch Interessierte, die die eigenen Bäume in ihrem Garten richtig schneiden wollen. Immer wieder finden sich so große Gruppen an Naturinteressierten auf unserem Bio-Hof ein, die lernen und sich mit Gleichgesinnten treffen möchten. So sind unsere Streuobstwiesen nicht nur Natur-Juwel, Schutzgebiet für Insekten und Vögel, Erholungsraum und ein kleines Stück Landwirtschafts-Historie, sondern auch ein Ort, der Menschen miteinander verbindet und sie ein bisschen glücklicher macht. Es ist kaum zu glauben, dass ein Stückchen naturbelassene Erde so viel erreichen kann. Wir alle aber wissen: Sie kann es!

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